Kann man Selbstdisziplin lernen? Und wenn ja, wie?

Selbstdisziplin gilt als der wichtigste Erfolgsfaktor. Das Gute ist, Selbstdisziplin ist nicht zwingend angeboren, sondern kann erlernt werden. Wie, das erfährst du hier.

1. Was ist Selbstdisziplin

Selbstdisziplin ist die mentale Fähigkeit sich auf ein bestimmtes Ziel zu konzentrieren und darauf hinzuarbeiten, ohne sich durch äußere Einflüsse oder innere Impulse ablenken zu lassen.

2. Warum ist Selbstdisziplin so wichtig für deinen Erfolg

Die Fähigkeit zur Selbstdisziplin gilt als DER entscheidende Faktor für Erfolg in jeder Hinsicht. Ganz egal, ob in der Karriere, beim Training oder im sozialen Umfeld. Wenn du dich selbst disziplinieren kannst, erreichst du mehr.

Damit ist die Selbstdisziplin deutlich wichtiger, als Glück, Talent, Intelligenz oder angeborene Voraussetzungen, wie die Genetik oder die gesellschaftliche Schicht in die du geboren wurdest.

Die hier genannten Faktoren können dir zwar den Start erleichtern, doch Erfolg ist nun mal kein kurzer Sprint sondern ein extrem langer Ultra-Marathon mit vielen Hindernissen. Ob jemand 10, 50 oder auch 100 Meter vor dir startet zählt bei einem Marathon nicht viel. Denn es ist wichtiger, wie lang dein Atem ist und wie lange du deine Pace aufrechterhalten kannst.

Kein Mensch vollbringt herausragende Leistungen, obwohl er nichts dafür getan hat. Auf dem Weg zum Erfolg wirst du immer wieder auf Hindernisse stoßen.

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Das Beispiel: Abnehmen

Wenn du abnehmen möchtest, benötigst du für den Start zu aller erst einmal Motivation. Wie du diese entwickelst, erfährst du in Zimos Beitrag: 11 Schritte für dauerhafte Sportmotivation.

Doch Motivation ist ein auf und ab. Es ist leicht zu trainieren, wenn du gerade motiviert bist. Es ist leicht aus Süßigkeiten und Fastfood zu verzichten, wenn deine Motivation gerade hoch ist.

Schwierig wird es erst, wenn deine Motivation gerade fehlt. Schwierig wird es auch, wenn du gerade merkst, dass sich schon seit mehreren Tagen nichts mehr auf der Waage tut. Schwierig wird es auch, wenn der innere Zweifler dir versucht den Mut zu nehmen oder wenn der Schweinehund dich wieder mal verführen will.

Schwierig wird es, wenn du mal einen harten und anstrengenden Arbeitstag hattest. Und schwierig wird es, auch, wenn du mal Gegenwind von außen bekommst. Denn leider kommt es sogar vor, dass Freunde, Familie und Arbeitskollegen dich mal nicht unterstützen, sondern beginnen Zweifel zu sähen.

In all diesen Momenten ist Selbstdisziplin der Motor, der dich weitermachen lässt. Deswegen ist Selbstdisziplin so wichtig.

Vielleicht kennst du den Spruch: „Tu was du liebst und der Erfolg wird dir folgen“

Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Denn leider wird hier der wichtigste Teil dieser Aussage einfach weggelassen. Eigentlich sollte der Satz wie folgt lauten:

„Tu was du liebst – arbeite smart und arbeite hart, sei zielstrebig, sei offen für neue Ideen, tu mehr als verlangt ist, sie diszipliniert, habe Geduld, lass dich nicht ablenken und arbeite noch ein bisschen härter – und der Erfolg wird dir folgen.“

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3. Das Marshmallow-Experiment

Das Marshmallow-Experiment wurde bereits in den Jahren von 1968 bis 1974 durchgeführt. Hierbei wurden ca. 4 Jahre alte Kinder einzeln mit einem Versuchsleiter in einen Raum gesetzt.

Kurz nach Beginn des Experimentes legte der Versuchsleiter dem Kind einen Marshmallow vor die Nase. Anschließend erklärte er dem Kind, dass er kurz den Raum verlassen müsse. Wenn das Kind den einen Marshmallow nicht essen würde, bekäme es anschließend einen zweiten geschenkt.

Der interessante Teil kommt allerdings erst noch. Die Kinder wurden im zweiten Teil der Studie im Zeitraum von 1980 bis 1981 erneut untersucht. Dabei fand man heraus, dass die Kinder, die bei dem Marshmallow-Test mehr Selbstbeherrschung zeigten auch in der Schule besser abschnitten und weitere positive Persönlichkeitseigenschaften zeigten.

Das Experiment zeigte deutlich, dass Selbstdisziplin als wichtige, oder sogar die wichtigste Eigenschaft für Erfolg gesehen werden kann.

4. Die größten Feinde der Selbstdisziplin 

Es gibt 3 Feinde der Selbstdisziplin. Diese sind die Ablenkung, Ungeduld und Zweifel. Warum du diese 3 so gefährlich für deine Selbstdisziplin sind, erfährst du sofort.

Ablenkung

Ablenkungen können von außen, aber auch von innen kommen. Äußerlich können dich Freunde, Familie und Bekannte immer wieder davon abhalten auf dein Ziel hinzuarbeiten. Innerlich können dich Impulse, wie FOMO (Fear Of Missing Out), dazu führen immer wieder nach deinem Handy zu greifen und Social Media zu checken oder das plötzlich vermeidlich unwichtige Tätigkeiten, wie Staubsaugen oder Geschirrspülen, der zielführenden Tätigkeit vorgezogen werden (Prokrastination). Auch das Filme, Serien und YouTube-Videos sind sehr große Quellen für Ablenkungen (Binge Watching).

Ungeduld 

Die Ungeduld ist ebenfalls ein großer Feind für deine Selbstdisziplin. Sie sorgt dafür, dass du viel zu früh aufgibst. Sie lässt dich glauben, dass du schon längst weiter sein müsstest. Dass du mehr Erfolg haben müsstest und sie vernebelt deine Sicht auf alles, was du bereits geschafft hast.

Zweifel

Zweifel sind besonders gefährlich, weil sie so subtil sein können, dass du sie gar nicht als solche wahrnimmst. Sie kommen nicht nur von außen, sondern auch von innen. Von außen kommen sie oft gut getarnt, als die gut gemeinten Ratschläge von Freunden oder der Familie, die „nur das Beste für dich wollen“ aber eigentlich nur Kritik und Zweifel von sich geben.

Von innen kommt dann noch der eigene Selbstzweifel, den so gut wie jeder Mensch hat. Diese Stimme sagt dir, dass du etwas nicht schaffen kannst. Sie macht dir Angst, was passieren könnte und malt sich Worst-Case-Szenarien aus.

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5. Selbstdisziplin lernen – So geht’s 

Das Gute ist, dass du die Feinde der Selbstdisziplin unter Kontrolle bringen und Selbstdisziplin lernen kannst. Wie, das erfährst du jetzt.

Ablenkungen ausschalten

Die Ablenkungen einfach auszuschalten hört sich simpel an, erweist sich in der Praxis aber oft schwieriger, als man denkt. Denn Ablenkungen können in vielen unterschiedlichen Formen auftauchen.

Freunde, die dich zum Essen einladen, etwas Anderes mit dir unternehmen oder einfach nur quatschen wollen. Push-Notifications auf dem Smartphone oder die neuste Folge deiner Lieblingsserie. Du kannst jedoch selbst dafür sorgen, dass es zu weniger Ablenkungen kommt.

Sage deinen Freunden und Verwandten bescheid, dass du gerade etwas Wichtiges vorhast und sie dir deswegen etwas Zeit und Raum für dich geben sollten. Push-Notifications kannst du auf dem Smartphone auch ausschalten oder noch besser, du schaltest dein Smartphone direkt ganz aus.

Du kannst es sogar noch unattraktiver machen, nach deinem Smartphone zu greifen, indem du es an einem Ort aufbewahrst, der für dich umständlicher zu erreichen ist. Das kann beispielsweise einfach ein anderes Zimmer oder sogar dein Briefkasten sein. So ist die Hemmschwelle danach zu greifen und „kurz“ Social Media zu checken noch größer.

Wenn wir wieder zum Beispiel Abnehmen zurückkehren, können wir auch Süßigkeiten und Fastfood als Versuchung zur Ablenkung zählen. Hier ist es am einfachsten der Ablenkung aus dem Weg zu gehen, indem du sie einfach nicht kaufst.

Gehe nur einkaufen, wenn du keinen Hunger hast. Mach dir vorher einen Plan, was du kaufen willst und halte dich daran. So landen Süßigkeiten und Fastfood überhaupt nicht mehr bei dir zuhause und die Ablenkung existiert überhaupt nicht mehr.

Mindset Shift – Hab Spaß auf dem Weg

Ungeduld ist ein Gefühl und eine Eigenschaft, die daher kommt, dass du jetzt schon gerne am Ziel wärst. Der Weg ist für dich überhaupt nicht von Bedeutung. Dabei übersiehst du, dass du auch schon auf dem Weg zu deinem Ziel jede Menge Spaß und Freude empfinden kannst.

Es ist toll, wenn du ein Ziel vor Augen hast, aber du wirst nie ans Ziel kommen, ohne den Weg zu gehen. Also warum gestaltest du dir den Weg nicht so schön wie möglich? Wenn du beispielsweise abnehmen möchtest, kannst du bereits auf dem Weg jede Menge kleine und große Erfolgserlebnisse haben. Jedes verlorene Kilo auf der Waage ist ein Erfolg, den du feiern kannst.

Lerne den Weg zu genießen und suche dir immer wieder Tätigkeiten, die dich deinem Ziel näher bringen und gleichzeitig noch Spaß machen. So wird dich auch die Ungeduld nicht dazu bringen alles hinzuschmeißen.

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Mit Zweiflern richtig umgehen 

Zweifler und Kritiker werden dir im Leben immer wieder begegnen. Das gute ist, dass du dir von niemandem etwas annehmen musst. Zweifel sind in den meisten Fällen die Grenzen der Menschen, die den Zweifel aussprechen. Aber nur weil sich jemand nicht vorstellen kann, was du dir zum Ziel gesetzt hast, heißt das nicht, dass diese Person recht hat. In der Regel ist eher das Gegenteil der Fall.

Trotzdem solltest du den Kontakt zu diesen Personen möglichst meiden. Lässt er sich nicht vermeiden, wie beispielsweisen ein bestimmter Verwandter auf einer Familienfeier oder Bekannte auf einem Geburtstag, vermeide eine Unterhaltung in diese Richtung. Es bringt nichts diesen Personen von deinen Zielen zu erzählen.

Dann gibt es aber auch noch die Zweifel, die aus deinem Inneren kommen. Der innere Zweifler ist vermutlich am hartnäckigsten auszuschalten. Wenn du versuchst ihn zu verdrängen, wird er oft noch stärker. Gib deinem inneren Zweifler deswegen lieber einfach mal den Raum, den er braucht.

Denn eigentlich will er dir nichts Böses. Was der Zweifler will ist sogar durchaus positiv, denn er will Sicherheit für dich. Insofern hilft dir der Zweifler sogar über mögliche Probleme genauer nachzudenken und neue Lösungen zu finden.

Nervig, aber auch hilfreich können Kritiker sein. Zumindest solange die Kritik konstruktiv ist. Denn so lernst du, was du besser machen kannst. Wenn du das nächste Mal mit Kritik konfrontiert wirst, nimm diese nicht persönlich, sondern überlege dir, was du daraus lernen und für dich mitnehmen kannst. Ist die Kritik nicht konstruktiv, kannst du sie einfach ignorieren.

6. 9 Tipps für mehr Selbstdisziplin

Abschließend bekommst du von uns nochmal X konkrete Tipps, um deine Selbstdisziplin zu verbessern.

  1. Finde einen Sinn hinter deiner Tätigkeit
  2. Setze dir Prioritäten
  3. Lege Start- und End-Zeitpunkt fest
  4. Zerlege große Aufgaben in kleine Teile und feiere jeden Teilerfolg
  5. Baue dir eine Routine auf
  6. Führe dir dein Ziel regelmäßig vor Augen
  7. Schalte Ablenkungen von vornherein aus
  8. Halte dich von Zweiflern fern
  9. Finde Spaß auf dem Weg, statt nur das Ziel als Erfüllung zu sehen 

7. Fazit

Selbstdisziplin gilt als die wichtigste Fähigkeit für Erfolg. Auch wenn sie manchen Menschen scheinbar in die Wiege gelegt wurde, kann sich jeder Mensch Selbstdisziplin aneignen, indem er lernt mit den Feinden der Selbstdisziplin umzugehen.

Wer lernt Ablenkungen von vornherein auszuschalten, seine Sicht auf den Weg zum Ziel als Prozess zu sehen, auf dem man bereits Spaß haben kann und Zweifler aus seinem Leben fernhält, hat bereits gute Chancen die eigene Selbstdisziplin zu verbessern.

8. Quellen 

[1] W. Mischel, Y. Shoda, M. L. Rodriguez: Delay of gratification in children. In: Science 244, 1989, S. 933–938.

[2] The Marshmallow Test: Mastering Self-Control, Little Brown, New York 2014, ISBN 0-316-23085-5. Deutsch: Der Marshmallow-Test: Willensstärke, Belohnungsaufschub und die Entwicklung der Persönlichkeit, Siedler Verlag, München 2015, ISBN 978-3-641-11927-0

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