„SkinnyTok“ auf TikTok: Warum der gefährliche Schlankheits-Trend zum Umdenken aufruft

„SkinnyTok“ verherrlicht extremes Schlanksein. Hier beleuchte ich die Risiken, zeige dir Gegenbewegungen und spreche über Body Positivity auf TikTok.

1. Was ist „SkinnyTok“? 

„SkinnyTok“ bezeichnet einen viralen TikTok-Trend, bei dem extrem schlanke Körper idealisiert und mit bestimmten Hashtags wie #skinnytok, #thinspo oder #whatieatinaday verbreitet werden. Hinter harmlos wirkenden Clips von Mahlzeiten oder Fitnessroutinen verbirgt sich oft ein toxisches Schönheitsideal, das vor allem junge Nutzerinnen beeinflusst.

Die Inhalte suggerieren, dass Schlanksein gleichbedeutend mit Erfolg, Disziplin und Attraktivität ist und fördern damit ein verzerrtes Körperbild. Obwohl TikTok Inhalte mit Essstörungspotenzial mittlerweile stärker reguliert, taucht „SkinnyTok“ immer wieder in neuen Formen auf.

Besonders besorgniserregend: Der Algorithmus spielt solche Inhalte gezielt Nutzerinnen aus, die bereits ein erhöhtes Interesse an Ernährung oder Fitness zeigen, was die Sogwirkung zusätzlich verstärkt.

2. Wie der Algorithmus Schönheitsideale verstärkt

Ein zentraler Aspekt bei der Verbreitung von „SkinnyTok“ ist der TikTok-Algorithmus selbst. Die Plattform funktioniert nach dem Prinzip der personalisierten Inhalte. Wer sich einmal Videos zu Ernährung, Diäten oder Fitness ansieht, bekommt zunehmend ähnliche Inhalte angezeigt. Oft in extremerer und polarisierender Form.

Dadurch entsteht eine digitale Filterblase, in der einseitige Schönheitsideale dominieren und alternative Perspektiven kaum sichtbar sind. Besonders Jugendliche, die sich ohnehin mit ihrem Körperbild auseinandersetzen, rutschen so schnell in einen Feed voller unrealistischer Körpernormen.

„SkinnyTok“ nutzt genau diese Dynamik. Harmlose Suchanfragen nach „gesund abnehmen“ oder „Meal Inspiration“ reichen oft aus, um in eine Spirale aus Diätkultur, Kalorienzählen und gefährlicher Idealisierung von Untergewicht zu geraten. Der Algorithmus verstärkt nicht nur die Reichweite dieser Inhalte, sondern normalisiert sie. Ein Risiko, das viele unterschätzen.

02 SkinnyTok - ©www.canva.com

3. Die gesundheitlichen Gefahren des Trends

Die Inhalte von „SkinnyTok“ mögen auf den ersten Blick wie harmlose Ernährungstipps oder Fitness-Inspiration wirken. Doch hinter vielen dieser Videos verbirgt sich eine gefährliche Verherrlichung von Untergewicht und restriktivem Essverhalten.

Nutzerinnen, die diesen Content regelmäßig konsumieren, laufen Gefahr, ihr natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl zu ignorieren und ihren Körper durch zu starke Kalorienreduktion oder exzessiven Sport langfristig zu schädigen.

Besonders alarmierend ist, dass „SkinnyTok“ häufig stark idealisierte Körper zeigt, die genetisch bedingt sind oder mithilfe von Filtern und ungesunden Methoden entstanden sind. Für viele junge Menschen wirkt das trotzdem real und erstrebenswert.

Zu den möglichen gesundheitlichen Folgen zählen Nährstoffmangel, Hormonstörungen und Kreislaufprobleme bis hin zur Entwicklung von Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie.

Auch die mentale Gesundheit der Nutzerinnen leidet. Der ständige Vergleich mit vermeintlich perfekten Körpern kann zu Selbstzweifeln, Angstzuständen oder Depressionen führen. Experten warnen daher eindringlich vor der unterschwelligen, aber mächtigen Wirkung solcher Trends. Vor allem bei Heranwachsenden, deren Selbstbild sich noch in der Entwicklung befindet

4. Essstörungen & psychische Auswirkungen bei Jugendlichen

Jugendliche zählen zur Hauptzielgruppe auf TikTok und sind damit besonders gefährdet, von Trends wie „SkinnyTok“ negativ beeinflusst zu werden. In einer Lebensphase, in der das Selbstwertgefühl stark vom äußeren Erscheinungsbild geprägt ist, wirken schlankheitsverherrlichende Inhalte besonders tief.

Studien zeigen, dass der wiederholte Kontakt mit derartigen Inhalten das Risiko für Essstörungen signifikant erhöhen kann. Die Schwelle zwischen „Ich achte auf meine Ernährung“ und krankhaftem Verhalten wie Kalorienzählen, Hungern oder Binge-Eating ist fließend und wird durch die Normalisierung auf Plattformen wie TikTok weiter verwischt.

Besonders heimtückisch: Viele „SkinnyTok“-Videos verpacken ungesundes Verhalten in ästhetisch ansprechende Clips mit beruhigender Musik, minimalistischer Gestaltung und motivierenden Aussagen.

Das erzeugt ein Gefühl von Kontrolle, Disziplin und „Selbstoptimierung“, was in Wahrheit oft ein Ausdruck tiefer Unsicherheit ist. Die Folge: Ein gestörtes Essverhalten wird nicht als Problem erkannt, sondern als Lifestyle zelebriert. Psychologen und Ärzte berichten zunehmend von jungen Patient/innen, die sich direkt auf TikTok bezogene Gedankenmuster aneignen, bis hin zur völligen Ablehnung des eigenen Körpers.

Ein gesunder Umgang mit Ernährung und Bewegung wird durch diese Art von Content verdrängt. Mit langfristigen Folgen für Körper und Psyche.

5. Reaktionen von Experten und Gesundheitsorganisationen

Der „SkinnyTok“-Trend hat längst nicht nur die Aufmerksamkeit von Nutzerinnen erregt – auch Mediziner, Psychologen und Gesundheitsorganisationen schlagen Alarm.

Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) und internationale Organisationen wie die WHO warnen ausdrücklich vor der wachsenden Verbreitung körper- und essgestörter Inhalte auf Social Media-Plattformen wie TikTok.

Sie fordern strengere Kontrollen, transparente Algorithmen und mehr Aufklärung – vor allem für Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte.

Auch in der ärztlichen Praxis zeigt sich der Einfluss von „SkinnyTok“ immer häufiger. Kinder- und Jugendpsychologen berichten von einem Anstieg an Beratungsfällen, bei denen Betroffene explizit Inhalte von TikTok als Auslöser für ihr gestörtes Essverhalten oder negatives Körperbild nennen.

In einigen Ländern wurden bereits medienpädagogische Programme in Schulen verstärkt eingeführt, um junge Menschen für die Risiken digitaler Schönheitsideale zu sensibilisieren. TikTok selbst hat als Reaktion bestimmte Hashtags blockiert und verweist bei sensiblen Begriffen wie #thinspo oder #proana mittlerweile auf Hilfsangebote.

Doch Kritiker halten diese Maßnahmen für unzureichend. Denn die Inhalte passen sich sprachlich und visuell ständig an, um Sperren zu umgehen. Der Schutz vulnerabler Gruppen bleibt damit eine zentrale Herausforderung, der sich Plattformbetreiber nicht länger entziehen können.

03 SkinnyTok - ©www.canva.com

6. Body Positivity & „HealthyTok“ als Gegentrend

Neben den problematischen Inhalten rund um „SkinnyTok“ gibt es auf TikTok auch eine starke Gegenbewegung: Unter Hashtags wie #BodyPositivity, #BodyNeutrality oder #HealthyTok teilen Creator:innen Inhalte, die Diversität feiern, realistische Körperbilder zeigen und zu einem gesunden Verhältnis zum eigenen Körper aufrufen.

Diese Accounts setzen bewusst Kontrapunkte. Mit offenen Gesprächen über Essstörungen, Recovery-Journeys oder gesunde Ernährung ohne Zwang.

„HealthyTok“ fokussiert sich dabei nicht auf möglichst dünn, sondern auf ganzheitliches Wohlbefinden. Ausgewogene Ernährung, Freude an Bewegung, mentale Gesundheit und Selbstfürsorge. Statt Kalorien zu zählen, geht es um Energie, Kraft und innere Balance.

Besonders wertvoll: Viele dieser Inhalte stammen von Fachpersonen wie Ernährungsberatern, Therapeuten oder Fitness-Coaches, die für Aufklärung sorgen und mit Mythen rund um Diäten und Körperideale aufräumen.

Auch Body Positivity hat auf TikTok an Sichtbarkeit gewonnen. Menschen verschiedenster Körperformen zeigen sich selbstbewusst und ungeschönt und setzen damit ein starkes Zeichen gegen die Einheitsästhetik von „SkinnyTok“.

Zwar ist auch dieser Bereich nicht frei von Kommerzialisierung oder Oberflächlichkeit, doch insgesamt trägt er dazu bei, jungen Nutzerinnen alternative Perspektiven auf Schönheit, Gesundheit und Selbstwert zu eröffnen.

7. Was Eltern, Coaches & Betroffene wissen sollten 

Der Einfluss von „SkinnyTok“ ist subtil, aber tiefgreifend und oft schwer zu erkennen. Gerade für Eltern, Trainer, Lehrer oder andere Bezugspersonen ist es entscheidend, sensibel auf Veränderungen im Verhalten junger Menschen zu achten.

Rückzug, übermäßiges Beschäftigen mit dem eigenen Körper, Essverweigerung oder ständige Vergleiche mit Social-Media-Vorbildern können erste Warnsignale sein.

Ein offener, wertschätzender Dialog ist der wichtigste Schritt: Anstatt Verbote auszusprechen, sollten Erwachsene das Gespräch suchen, Interesse zeigen und Verständnis vermitteln.

Fragen wie „Was gefällt dir an diesen Videos?“ oder „Wie fühlst du dich, wenn du solchen Content siehst?“ helfen, gemeinsam hinter die Fassade der Plattformmechanismen zu blicken.

Auch in der sportlichen Betreuung, wie im Jugendleistungssport oder Fitnessbereich ist Medienkompetenz mittlerweile unverzichtbar. Coaches sollten klar kommunizieren, dass Gesundheit, Leistung und Körperbewusstsein nichts mit Untergewicht oder äußerem Druck zu tun haben. Statt „Disziplin“ um jeden Preis, sollte es um Nachhaltigkeit, Erholung und individuelle Stärken gehen.

Für Betroffene selbst ist es wichtig zu wissen: Du bist nicht allein. Es gibt professionelle Hilfe. Sei es durch Therapeuten, Ernährungsberater, Coaches oder spezialisierte Beratungsstellen.

8. Fazit: Medienkompetenz statt Schönheitsdruck

„SkinnyTok“ ist mehr als nur ein viraler TikTok-Trend. Er ist Ausdruck eines tief verwurzelten gesellschaftlichen Problems. Dem Druck, einem unrealistischen Schönheitsideal zu entsprechen.

Während die Plattform selbst erste Maßnahmen zur Regulierung ergreift, bleibt die Verantwortung bei uns allen. Als Nutzer, Eltern, Pädagogen oder Coaches.

Statt Social Media pauschal zu verteufeln, braucht es vor allem eins: Medienkompetenz. Junge Menschen müssen lernen, Inhalte kritisch zu hinterfragen, Algorithmen zu durchschauen und ihren eigenen Wert nicht an Körpermaßen zu messen.

Aufklärung, Sichtbarkeit alternativer Körperbilder und ein offener Umgang mit psychischer Gesundheit sind zentrale Hebel, um dem gefährlichen Trend von „SkinnyTok“ langfristig etwas entgegenzusetzen.

Denn echte Stärke entsteht nicht durch Verzicht oder Anpassung an ein digitales Ideal, sondern durch Selbstakzeptanz, Gesundheit und mentale Widerstandsfähigkeit.

Über den Autor

Diesen Beitrag hat Allround Athletics Gründer und Trainingsexperte Dominic Zimmermann (Coach Zimo) für dich verfasst. Erfahre jetzt mehr über Coach Zimo, oder stöbere durch seine persönliche Webseite.

Dominic Zimmermann (Coach Zimo)

Dominic Zimmermann (Coach Zimo)

Sportwissenschaftler, Trainer, Autor, Gründer - Allround Athletics

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