Intuitiv Essen – Wie es funktioniert und Kritik aus Coach Zimos Trainersicht
Intuitiv Essen verspricht abnehmen ohne auf irgendwas zu verzichten und mit der Ernährung endlich wieder ins Reine zu kommen. Hört sich das zu gut an, um wahr zu sein? Dann ist es wahrscheinlich auch nicht wahr.
Coach Zimo erklärt dir in diesem Beitrag wie intuitives Essen abläuft und was die Vorteile an dieser Ernährungsweise sind. Aber auch, warum die intuitive Ernährung eben nicht für jede Person geeignet ist.
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1. Wie geht intuitiv essen?
Intuitiv essen, das ist keine Diät, sondern viel mehr eine Ernährungsphilosophie. Ursprünglich wurde sie bereits 1995 von den amerikanischen Ernährungswissenschaftlerinnen Evelyn Tribole und Elyse Resch eingeführt. In Deutschland wird das Konzept in den letzten Jahren vor allem von Dr. Mareike Awe mit intueat vermarktet und von diversen Anhängerinnen auf Instagram.
Beim intuitiven Essen geht es nicht darum Kalorien zu zählen. Es gibt keinen strikten Ernährungsplan und keine Verbote. Im Grunde ist es das Gegenteil von jeder „normalen“ Diät. Es wird davon ausgegangen, dass wir alle als intuitive Esser auf die Welt gekommen sind. Aber mit der Zeit durch schlechte Essgewohnheiten einfach verlernt haben auf unsere Intuition zu hören.
Deswegen werden bei der intuitiven Ernährung auch die psychologischen Aspekte des Essens berücksichtig. Ziel ist es wieder eine bessere Verbindung zwischen Körper und Geist herzustellen, auf dein Bauchgefühl zu hören, zu essen, wenn du wirklich hungrig bist und aufzuhören, sobald du satt bist. Klingt alles ziemlich einleuchtend. Doch die Sache hat mehrere kleine Haken. Aber dazu später mehr.
2. Intuitives Essen lernen – Die 10 Regeln
Es gibt beim intuitiven essen grundsätzlich keine Verbote. Trotzdem gibt es 10 Regeln, die dir den Gedanken der intuitiven Ernährung vermitteln sollen.
1. Kein Diätdenken mehr
Intuitives Essen gleicht eher einer schrittweisen Ernährungsumstellung, als einer klassischen Diät. Lege die Gedanken ab, auf Kohlenhydrate, Fette oder irgendwelche bestimmten Lebensmittel verzichten zu müssen.
2. Echten Hunger erkennen
Es ist ein Unterschied, ob du wirklich Hunger oder einfach nur Appetit hast. Auch Durst kann unter Umständen dazu führen, dass du glaubst Hunger zu haben. Beides kannst du leicht erkennen, indem du 2 schnelle Tests machst.
Der erste Test, ist der Wassertest. Trinke 2 Gläser Wasser und warte ein paar Minuten. Ist dein Hungergefühl verschwunden, weißt du, dass du in Wirklichkeit nur Durst hattest. Der zweite Test ist der Apfeltest. Wenn du echten Hunger hast, ist es dir egal was du isst. Reicht dir ein Apfel, um schnell deinen Hunger zu stillen oder muss es ein bestimmtes Gericht sein? Wenn du keine Lust auf einen Apfel hast, ist es nur dein Appetit, der dich gerade dazu bringen möchte etwas zu essen.
Weitere echte Hungersignale sind:
- Magenknurren
- Müdigkeit
- Zittern (Schweißausbrüche)
- Unruhe
- Konzentrationsverlust
- Stimmungsschwankungen (Aggressivität)
3. Betrachte Essen nicht als deinen Feind
Verschiedene Experten geben völlig unterschiedliche Ernährungstipps. Manche sagen Kohlenhydrate machen dick. Andere sagen Fett ist der Feind. Es gibt noch viele weitere, völlig übertriebene „Ernährungstipps“ von vermeintlichen Experten. Beim intuitiven Essen geht es darum Essen niemals als deinen Feind zu betrachten, sondern ein Bewusstsein dafür zu bekommen, was dir guttut.
Achte nach dem Essen darauf, wie du dich anschließend fühlst und stelle dir die folgenden 3 Fragen:
- Hat es dir geschmeckt?
- Hat es dich satt gemacht?
- Wie fühlt sich dein Körper nach dem Essen?
So findest du heraus, ob dir das Essen wirklich gutgetan hat. Das perfekte Gericht sollte dir schmecken, sättigen und dich anschließend energetischer machen, als vorher.
4. Esse nicht mehr für dein Gewissen
Statt mit einem guten oder schlechten Gewissen zu essen, solltest du diese Mentalität komplett ablegen. Fakt ist nämlich: ein Donut allein macht dich nicht dick. Aber auch ein Salat lässt dich nicht abnehmen. Es ist immer die Kalorienbilanz über einen längeren Zeitraum die zählt.
5. Hör auf dein Sättigungsgefühl
Achte während des Essens schon darauf, ob du satt bist. Typische Sättigungsignale sind:
- Ein angenehmes Bauchgefühl
- Hungersignale nehmen an
- Appetit nimmt ab
- Völlegefühl (Zu viel gegessen)
- Müdigkeit (Zu viel gegessen)
6. Achte darauf, ob dir das Essen wirklich schmeckt
Das Thema Bewusstsein und Achtsamkeit ist beim intuitiven Essen sehr wichtig. Achte genau darauf, ob dir dein Essen wirklich schmeckt. Kaue jeden Bissen oft genug. So unterstützt du gleichzeitig auch bereits den Verdauungsprozess.
7. Stoppe emotionales Essen
Essen sollte weder eine Belohnung, noch eine Bestrafung für dich sein. Genauso wenig solltest du laut intuitiver Ernährungsweise aber auch essen, um Gefühle wie Freude, Wut, Trauer oder Stress zu verarbeiten.
8. Bilde ein Team mit deinem Körper
Eine häufige Abnehm-Mentalität ist es, deinen Körper als Gegner zu betrachten. Bei der intuitiven Ernährung geht es aber darum Körper und Geist als Team zu betrachten und wieder ein gutes Verhältnis zu deinem Körper aufzubauen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du dich verändern und weiterentwickeln möchtest, aber du darfst deinen Körper auch jetzt schon akzeptieren.
9. Sport und Bewegung mit neuem Fokus
Mache Sport nicht mehr um Kalorien zu verbrennen. Finde stattdessen eine Sportart, die dir so viel Spaß macht, dass du sie einfach gerne machst. Die Kalorien verbrennst du ja trotzdem noch.
10. Achte auf deine Gesundheit
Vorzugsweise sollte dein Essen auch deine Gesundheit fördern. Verzichte deswegen aber nicht zwanghaft auf alles Leckereien, die dir etwas bedeuten. Diese darfst du immer noch gerne essen. Aber auch alles was zu einer ausgewogenen Ernährung dazu sollte auch immer wieder Obst und Gemüse auf dem Essenstisch landen.
3. Kann man mit intuitivem Essen abnehmen?
Abnehmen mit der intuitiven Ernährung funktioniert nur, wenn du dich in einem Kaloriendefizit befindest. Obwohl oft der Eindruck vermittelt wird, dass intuitiv essen primär dabei helfen soll gesund abzunehmen, ist diese Ernährungsform überhaupt nicht vorrangig darauf ausgelegt.
Es geht viel mehr darum wieder einen normalen Bezug zu Lebensmitteln zu bekommen und bewusst zu essen wenn du wirklich hungrig bist. Gleichzeitig sollst du aufhören, wenn du satt bist und dich nicht mehr überfressen. Hierdurch soll es dazu kommen, dass du insgesamt weniger isst und dein Körper langfristig zu seinem gesunden Normalgewicht kommt.
Es kann schon sein, dass du durch die intuitive Ernährung langfristig abnimmst. Es ist aber genauso gut möglich, dass dein Gewicht stagniert. In jedem Fall wird dir die intuitive Ernährung aber dabei helfen wieder einen normalen Bezug zum Thema Essen aufzubauen.
4. Warum intuitives Essen nicht bei jeder Person funktioniert – Kritik von Coach Zimo
Intuitiv essen klingt auf den ersten Blick, als wenn du einfach nur noch essen solltest worauf du Lust hast. Du hast schon gesehen, dass das nicht ganz richtig ist. Ich stimme bei jedem der 10 Punkte zwar zu, möchte den Leserinnen und Lesern aber auch zeigen, warum intuitives Essen auch leicht in die Hose gehen kann.
Die individuellen Ernährungsvorlieben sind eine wilde Mischung aus angeborenen Präferenzen, erlernten Essgewohnheiten, emotionalem Zustand und auch durch die Nahrungsmittel selbst. Wer viele Süßigkeiten und Lebensmittel mit Geschmacksverstärkern isst, hat automatisch auch mehr Appetit auf diese Produkte. Ein Teufelskreis beginnt.
Die Ernährung deiner Mutter, während sie mit dir schwanger war, hat bereits einen Einfluss darauf ob du schneller oder langsamer zunimmst und zu Übergewicht neigst. Bei der intuitiven Ernährung sehe ich genau das Problem, dass eben jeder Mensch eine unterschiedliche Intuition hat.
Für den Körper eines Steinzeitmenschen war es beispielsweise gut, wenn er viel gegessen hat, sobald Nahrung vorhanden war. Dieses Essverhalten sorgt heute, in einer Welt mit einem Überangebot an Nahrung, schnell für Übergewicht. Auch viele Tiere neigen dazu schnell zu viel zu essen, wenn sie immer die Möglichkeit dazu bekommen. Wie verlässlich ist die Intuition also wirklich?
Schlanke Menschen sind nicht schlank, weil sie unbedingt mehr auf ihre Intuition hören, sondern vielleicht, weil sie insgesamt einfach weniger Appetit und andere Essgewohnheiten haben. Oder auch weil sie sich einfach mehr in ihrer Freizeit bewegen. Pauschalisieren hilft hier meistens nichts.
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Beispiel Zucker und Geschmacksverstärker
Verschiedene Lebensmittel machen ähnlich süchtig, wie Drogen. Süßigkeiten mit Unmengen an Zucker oder Fast Food mit jeder Menge Geschmacksverstärkern sind gute Beispiele dafür.
Wenn du dich über Jahre hinweg von diesen Lebensmitteln ernährt hast, wirst du eine natürliche Präferenz haben und zu diesen Lebensmitteln neigen. Intuitiv wirst du lange Zeit immer wieder zu diesen Lebensmitteln neigen. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist hiervon wieder wegzukommen. Nur auf deine Intuition solltest du dich dabei nicht verlassen.
Appetit, Hunger und Sättigung
Auch die Themen Appetit, Hunger und Sättigung ist bei jedem Menschen ganz unterschiedlich. Das liegt daran, wenn du über Jahre hinweg immer viel gegessen hast, ist dein Magen viel dehnbarer, als der eines schlanken Menschen. Dein Sättigungsgefühl wird also automatisch später einsetzen.
Hier sind aber die Themen Bewusstsein und Achtsamkeit sehr interessant. Denn rein vom Energiegehalt ist ein voller Teller mit Nudeln bereits ausreichend, um dich mit neuer Kraft zu versorgen. Aber der Appetit oder die Gewohnheit lässt viele einfach trotzdem einen zweiten Teller essen.
Emotionales Essen
Essen ist mehr als einfach nur Nahrungsaufnahme. Es ist oft auch ein kulturelles und emotionales Erlebnis. Bei vielen Veranstaltungen ist das Essen ein wichtiger Teil. Ganz egal, ob Geburtstag, Hochzeit oder Beerdigung. Das Essen ist auf diesen extrem emotionalen Veranstaltungen sehr wichtig und gehört einfach dazu.
Natürlich ist es besser, wenn du nicht isst, um Stress, Trauer oder Wut zu betäuben. Als Trainer kann ich sagen, Sport und Bewegung hier immer die bessere Alternative ist. Aber das musst du für dich selbst herausfinden.
5. Fazit
Intutiv essen klingt auf den ersten Blick zu gut um wahr zu sein. Und in der Tat steckt sehr viel mehr dahinter als einfach nur zu essen, wonach die gerade ist. Es geht darum wieder ein gesundes Verhältnis zum Thema Ernährung und auch zu deinem Körper aufzubauen.
Abnehmen steht hier gar nicht im Hauptfokus. Die intuitive Ernährung ist keine Diät, sondern viel mehr mit einer schrittweisen Ernährungsumstellung zu vergleichen. Auch diese erfordert sehr viel Zeit und Geduld.
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