Frauen und Sport – Wie steht es hier um die Gleichberechtigung?
Zum Weltfrauentag wollen wir uns einmal ansehen, wie es eigentlich um die Gleichberechtigung im Sport aussieht. Unsere Expertinnen erzählen aus ihren Erfahrungen.
Pünktlich zum Weltfrauentag stellen wir uns die Frage: Wie sieht es eigentlich mit der Gleichberechtigung für Frauen im Sport aus? Während meines Studiums an der Deutschen Sporthochschule Köln hatte ich ein Seminar namens Sportgeschichte belegt.
Dort lernte ich viel über die Entstehung des modernen Sports, der sich so wie wir ihn kennen, erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt hat. Zu Beginn war der Sport oder auch das Turnen, wie es in Deutschland zuerst genannt wurde, ausschließlich Männern vorenthalten.
Wenn Frauen turnten, dann durften sie das nur in züchtiger Kleidung. Dazu zählte beispielsweise auch ein Rock. Kannst du dir vorstellen, wie jemand in einem knöchellangen Rock anständig turnen soll? Ich mir nicht.
Frauen auf dem Vormarsch
Über die Jahre haben sich Frauen immer mehr Rechte im Sport erkämpft. Aber wusstest du, dass die erste Frau (Kathrine Switzer) erst 1967 an einem Marathon teilgenommen hatte? Das war damals nur möglich, weil sie ihren Vornamen bei der Anmeldung nicht mit angab und so ihr Geschlecht nicht bemerkbar war.
Naja, zum Glück hat sich seitdem einiges geändert und Frauen dürfen und können heute komplett gleichberechtigt jede Sportart ausüben, wie jeder andere Mann auch. Denkst du?
Falsch.
Denn Frauen und Männer sind auch heute immer noch nicht gleichberechtigt in vielen Sportarten. Zum einen geht es hier um Wettbewerbe in verschiedenen Sportarten und Disziplinen. Zum anderen um Sportkleidung, die für Frauen in nicht wenigen Sportarten vorgeschrieben ist. Und nicht zu vergessen auch um die unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten.
Wusstest du, dass es bis heute keine Tour de France für Frauen gibt? Oder, dass Schießwettbewerbe bei den olympischen Spielen zuerst Geschlechtsunabhängig abliefen. Erst seit nur 1984 wurde Frauen und Männer hier voneinander getrennt. Bei dem sogenannten Skeet-Wettbewerb traten Männer und Frauen jedoch weiterhin gemeinsam an.
Bis 1992, als die Chinesin Zhang Shan als erste Frau in dieser Disziplin gewann. Bei den nächsten olympischen Spielen waren Frauen dann plötzlich von diesem Wettbewerb ausgeschlossen.
Da fragt man sich doch, was das soll?!
Es geht aber auch anders. Im Reitsport treten Frauen und Männer gegeneinander an. In den Sportarten Tennis, Tischtennis und Badminton gibt es das gemischte Doppel, in dem Teams aus je einem Mann und einer Frau gegeneinander antreten.
Solche Sprüche kennen viele Frauen
Wer glaubt, dass Sexismus, Ungleichberechtigung und Vorurteile gegenüber Frauen nur im Vereins- und Profisport auftreten liegt falsch. Auch im Freizeitsport ist es immer wieder ein Thema. Besonders Im Kraftsport bekomme Frauen häufig dumme Sprüche zu hören. Diese kommen aber nicht zwingend nur von Männern, sondern auch aus den eigenen Reihen.
„Das kannst du doch als Mädchen nicht machen“
„Wie sieht das denn aus?“
„Pass auf, dass du nicht zu muskulös wirst.“
Das sind nur ein paar Beispiele, die Mädchen und Frauen öfter zu hören bekommen, wenn sie in verschiedenen Sportarten aktiv werden. Als Mann kann ich mir nur vorstellen, dass sich das deutlich negativ auf die Motivation auswirken kann. (Eine Ausrede deswegen gar keinen Sport zu machen, soll das nicht sein)
Um Erfahrungen aus erster Hand zu bekommen, habe ich mich mit unseren Expertinnen unterhalten. Diese berichten hier über ihre Erfahrungen:
Lena Kadlec – Ernährungsberaterin für Leistungssportler*innen
„Aus meiner Erfahrung heraus haben Frauen Angst, dass sie gegenüber Männern zu stark oder auch zu männlich wirken. Der Umgang mit Ablehnung ist hier auch ein Thema. Wie auch bei der Karriere spielt auch der Balanceakt zwischen sportlicher Karriere und Mutterschaft eine wichtige Rolle. Ein Grund dafür sind sicherlich die Verdienstunterschiede.
Im Golfsport wird Frauen beispielsweise nachgesagt, dass sie ein besseres Gefühl für den Schlag haben, aber ihre körperlichen Kapazitäten einfach begrenzter sind. Dadurch entwickelt sich schnell eine mentale Blockade im Kopf, die Höchstleistungen von vornherein limitieren.
Insgesamt glaube ich, dass wir Frauen uns im Sport schon sehr gut etabliert haben. Aber Luft nach oben ist da sicherlich immer noch.“
Maya Luner – Personal Trainerin und Fitnessökonomin
„Wenn eine Frau gestylt im Fitnessstudio unterwegs ist, kommt oft das Vorurteil, dass sie nur gesehen werden will und ein paar Fotos für Instagram machen möchte. Das ändert sich aber meist schnell, wenn die Frau dann hart trainiert. Dann erntet es meist Blicke der Anerkennung und Respekt.
Mein Tipp: Mach dich so fertig fürs Gym, dass du dich wohl fühlst. Das baut dich mental auf und du kannst im Training gleich bessere Leistungen bringen. Es ist ein bisschen wie damals in der Kindheit, als du mit den richtigen Sportsachen schneller rennen oder weiter springen konntest.
Viele Frauen halten sich beim Training viel zu sehr zurück. Sowohl mit Gewichten, als auch mit Übungen. Das liegt oft daran, dass sie Angst haben sich zu blamieren. Diese Unsicherheit kommt meistens nur durch Unwissenheit. Schnapp dir eine*n Trainer*in und lass dir zeigen, was du noch nicht kennst.
Frauen sollten weniger darüber nachdenken, was andere von ihnen halten könnten. Tu einfach das, was du möchtest. Zieh an was du möchtest. Sei wer du möchtest.“
Was Frauen tun können – Kontrolle übernehmen
Mach dich schlau
Statt auf irgendwelche Hobby-Experten*innen zu hören und zu glauben was manche sagen, mach dich lieber selber schlau. Schau im Internet in seriösen Online-Magazinen nach. Du bist ja bereits hier. Bei uns schreiben nur echte Expertinnen und Experten. So kannst du sicher sein, dass wir hier kein gefährliches Halbwissen an dich weitergeben.
Außerdem hast du die Möglichkeit dir Bücher zu kaufen oder auf sozialen Medien den Frauen zu folgen, die dich inspirieren und motivieren.
Finde Gleichgesinnte
Ob eine spezielle Laufgruppe, Kurse oder sogar ein Fitnessstudio nur für Frauen, suche dir einen Ort, an dem du auf Gleichgesinnte triffst. So könnt ihr euch gegenseitig zu Höchstleistungen motivieren.
Hab keine Angst
Ein Grund, weswegen manche Frauen ebenfalls keinen oder weniger Sport machen ist, weil sie sich nicht sicher fühlen, wenn sie beispielsweise im dunkeln laufen gehen. Hier kannst du dich mit einigen Tipps vorbereiten und absichern.
- Lauf ohne Kopfhörer, um mehr von deiner Umgebung wahrzunehmen.
- Lauf mit deinem Hund, wenn du einen hast.
- Wähle eine Strecke aus, die du kennst und die du für sicher hältst.
- Laufe mit einer Gruppe.